Kaufmann in Kassel
1808, zur Zeit der französischen Regierung in Kassel, wurde Carl Wlhelm Escherich geboren. Über seine Schul- und Lehrzeit ist nichts überliefert. Er arbeitete dann im väterlichen Geschäft und übernahm dies mehr und mehr, während der Vater zwar der Inhaber blieb, aber den Ehrenämtern nachging. Um 1837 nahm die Firma den Verkauf von Spezereiwaren auf, neben dem Handel mit Glas, Porzellan und Steingut. Der Spezereiwarenhandel muß sich aber nicht rentiert haben, denn schon 1845 ist davon nicht mehr die Rede. 1842 heiratete Wilhelm Escherich Marie Elise Motz, die Tochter des verstorbenen Kramers Carl Motz. War es der Einfluß der jungen, am Geschäft interessierten Frau, daß die Firma Escherich seit dieser Zeit auch Kolonialwaren führte ? Jedenfalls wird in der Familienüberlieferung erzählt, daß die Bauern, die zum Markt hereinkamen, zu ihrer Bequemlichkeit neben den Glas- und Pozellanwaren auch die Kolonialwaren im Geschäft gleich mitkauften ( und sich bei einer Tasse Kaffee im Hinterzimmer des Geschäftshauses aufwärmen konnten ). Ein schweres Leiden führte schon 1860 zu Wilhelm Escherichs Tod.
nach der die Firma bis 2017 M.Escherich firmiert
Wieder war es eine Frau, die für 12 Jahre die Firma leitete und erhielt. Aus uns unbekannten Gründen wurde etwa 1870 der Firmenname von bislang > J.Heinrich Escherich < in > M.Escherich < geändert. Zu dieser Zeit führte man im Geschäft folgende Waren : Hohl- und Tafelglas, Spiegel, Fensterblei, Porzellan, Steingut, Petroleumlampen, Photographierahmen, Goldleisten usw (35).
Frau Gertrud Ellenberger in Beiseförth verdanken wir einige Rechnungen der Firma Escherich aus der Zeit um 1870. Auf einer derselben - es waren versehentlich ungeeichte Bierflaschen geliefert worden - steht folgender Stoßseufzer von Marie Escherich : > Lieb würde es mir sein, wenn Sie dennoch die ungeeichten Bierflaschen verwenden könnten, da ein so erbärmlicher Nutzen daran ist, der die Fracht vollkommen aufwiegen würde. In dieser Hoffnung zeichnet Achtungsvoll ... <. 1868 wurde der Gewerbesteuerbetrag der Firma - auf mündliches Ersuchen - auf 8 Thaler jährlich, die Hälfte des zuvor gezahlten Betrages ermäßigt (36).
Kaufmann und Reserveleutnant
Gustav Heinrich Escherich wurde in dem unruhigen Jahr 1848 geboren. Nach dem Besuch der höheren Schule und dem Abiturium leistete er den Militärdienst. Im Feldartillerie - Regiment II nahm er als Reserveleutnant an dem Krieg 1870/71 teil. Aus dieser Zeit blieb ihm ein lebhaftes Interesse an und eine Liebe zu Frankreich. 1872 trat er dann in die Firma ein. 1876 heiratete er Minna Guise, die Schwester seines Freundes, deren Großvater zu Beginn des Jahrhunderts aus Marseille nach Kassel gekommen war. Die Firma Escherich nahm unter der neuen Leitung einen großen Aufschwung. Der neue Inhaber baute vor allem das Engros- Geschäft weiter aus und ließ Kurhessen, Waldeck, Thüringen und Westfalen bereisen. Als Reserveoffizier hatte er sich - den Anschauungen der Zeit entsprechend - verpflichtet, nicht selbst hinter dem Ladentisch zu stehen. Da er das Geschäftshaus für Lager - und Ausstellungsräume ganz benötigte, zog er 1884 mit seiner Familie aus. Bis 1943 war das Haus nur Geschäftshaus. 1905 wurde das Nebenhaus dazu erworben und baulich mit dem alten Haus vereinigt.
Kaufmann in Kassel
Eine große angesehene Firma übergab 1905 Gustav Escherich seinem Sohn Karl Escherich. Inzwischen hatte sich das Fensterglasgeschäft durch automatische Herstellungsmethoden des Tafelglases zu einer eigenen Branche entwickelt. Es war - so wird gesagt - nicht mehr wirtschaftlich, Tafelglas zusammen mit Hohlglas einzukaufen, zu lagern und zu verkaufen. So gab Karl Escherich diesen Zweig zugunsten des Hohlglases auf. Das gerade aufgekommene Einkochglas, das infolge seines stoßweisen Absatzes großen Lagerraum erforderte, machte fast die Hälfte des Jahresumsatzes der Firma aus. Das Adler-Progreß-Einkochglas aus Penzig in Schlesien war das einzige nahtlose Einkochglas, ein Markenartikel guter Qualität mit festen Preisen. Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg machte alle Ausbaupläne der Firma zunichte. 1935 erfolgte ein Umbau der Erdgeschoßräume beider Häuser.
Im Zweiten Weltkrieg fielen kurz nacheinander drei Enkel von Gustav Escherich : Gerd Kaessberg (23. Juli 1941), Günther Escherich (6. November 1942) und Gustav Escherich ( 9. Dezember 1942). In der Nacht vom 22. auf 23. Oktober 1943 wurde dann auch das alte Geschäftshaus am Judenbrunnen, mit allen Zeugnissen der Firmengeschichte, zusammen mit der Altstadt Kassel vernichtet. - Für einige Jahre wurde das Geschäft behelfsmäßig nach Malsfeld verlegt.
Dipl.-Ingenieur und Reichsbahnrat
Nach dem Kriegsende 1945 trat der älteste Sohn von Karl Escherich in die Firma ein, um seinen erblindeten Vater zu unterstützen. Rolf Escherich gab zugunsten des alten traditionsreichen Familiengeschäftes seinen Beruf als Dipl.-Ingenieur und Reichsbahnrat auf. 1947 wurde in gemieteten Räumen in Kassel wieder begonnen. Ein Wiederaufbau am alten Platz wurde von der Stadt Kassel nicht genehmigt. 1955 wurde das Grundstück in der Altmüllerstraße 4 erworben, und 1956 wurde es mit einem neuen großen Geschäfts- und Wohnhaus und ausreichend guten Lagerräumen bebaut. In all diesen Jahren wurde Rolf Escherich unermüdlich beraten und unterstützt durch seinen Onkel Dr.Ing.E.h.Hugo Kaessberg und dessen Frau Amelie geb. Escherich.
2017 endet der Glashandel der Familie Escherich in Kassel
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.