Johann Heinrich Escherich 1768 - 1853
Kaufmann und Stadtrat
Johann Heinrich Escherich war 1768 geboren. Er gehörte zu den ersten Schülern des 1779 in Kassel begründeten Friedrich- Gymnasiums. In seinem Handbuch vermerkte der Vater, daß sein Sohn Heinrich in Göttingen an den Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen der Universität teilgenommen habe. Ob er dort in Göttingen einen Teil seiner kaufmännischen Ausbildung erhielt ? Johann Heinrich Escherich heiratete 1801 Catharina Margaretha Knochenhauer, eine Tochter des Chirurgen und Baders Johann Wilhelm Knochenhauer, der 1766 das Collegium medicochirurgicum in Berlin besuchte. Heinrich Escherich wurde als Kaufmann und Glashändler bezeichnet. Er nahm Steingut und Porzellan als Handelsartikel auf. 1839 - 1845 dehnte er seinen Handel noch auf Spezereiwaren aus; aber das mag schon unter dem Einfluß seiner Söhne geschehen sein, von denen einer Apotheker wurde.
Im 19. Jahrhundert vollzog sich die Umwandlung der Glashütten zu Fabrikbetrieben. Hatten im 18. Jahrhundert die Glashütten in Altmünden und im Dilkethal, daneben bis etwa 1780 eine solche des Klosters Haina, außerdem seit Jahrhunderten schon die Glashütte der Gebrüder von Buttlar bei Ziegenhagen den hessischen Glasbedarf in der Hauptsache gedeckt, so änderte sich das nun. Es standen sich nun die Glasfabriken Ziegenhagen und Obernkirchen ( seit 1823 ) gegenüber. Die nächstgelegene hannoversche Glashütte war bei Nienover im Solling. Der Export der hessischen Glashütten ging nach Bremen, Sachsen, in das Hannöversche und nach Amerika. Im Mai 1824 proklamierte Amerika einen Zolltarif, der 65 - 100 % vom Wert der Ware betrug, damit begannen Absatzschwierigkeiten für die hessischen Hütten (30).
1825 wurde in einem Regierungsgutachten festgestellt, daß in Hessen eine Fabrik für Scheibenglas fehle, man mußte es aus dem > Ausland < ( Paderborn?) beziehen. Hessen nahm noch immer eine Abgabe für eingeführtes Glas, die bei Hohl- und Scheibenglas 4 Heller vom Thaler des Wertes betrug; für Spiegel, Spiegelglas und Kristallglas mußten 10% des Einkaufspreises als Abgabe bezahlt werden. Die Glasbeschaffung war also nicht leichter geworden; erst der Beitritt Hessens zum Preußischen Zollverein 1831 wird sie etwas gebessert haben (31).
Die wechselnden politischen Zustände in Deutschland : Napoleons Eroberungszüge, das Königreich Westfalen, die Freiheitskriege und schließlich die Zeit der Verfassungs kämpfe, brachten Unruhe und Unsicherheit für Kassels Bevölkerung mit sich. Der alte Spottvers hatte nur zu oft recht : > Im Lande Hessen hat´s große Schüsseln und nichts zu essen, große Krüge und sauren Wein, wer wollte schon im Lande Hessen sein ! <.
Nach dem 1830 erfolgten Tod seiner Frau widmete sich der Stadtrat in zunehmendem Maße öffentlichen ehrenamtlichen Aufgaben. In einer durch Wirren und Unruhen für Kassel schweren Zeit überreichten am 15. September 1830 Bürgermeister und Stadträte dem Kurfürsten die Bitte um Einberufung der Landstände. Ludwig Emil Grimm (33) hat diesen dramatischen Moment in einer Skizze dargestellt, von der später eine Lithographie angefertigt wurde. Den Vorstudien dazu entstammt die Skizze des Kopfes von Heinrich Escherich, die hier mit freundlicher Erlaubnis des Grimm- Museums in Kassel gedruckt werden kann. 1845, im Alter von 77 Jahren, hat Heinrich Escherich die Erlebnisse dieser Jahre für seine Angehörigen aufgeschrieben (34). 1853 starb er im hohen Alter von 85 Jahren.
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